Forderungen an die Parteien
Nachbarschaftsinitiative „Platanenpower“
Forderungen an die Parteien
Wir, die Nachbarschaftsinitiative Platanenpower aus dem Hansa-Hafen und Herz-Jesu-Viertel wenden uns an Sie, um Ihnen unsere Erwartungen für die nächste Legislaturperiode darzulegen.
Wir möchten Sie auf unsere vier wichtigsten Anliegen für unsere und die angrenzenden Viertel hinweisen.
Es handelt sich um die Bereiche Grünflächen, Verkehr, Quartiersentwicklung und Bürgerbeteiligung.
1. Quartiersentwicklung
Großflächiger Einzelhandel wie das geplante Hafencenter ist in unserem Viertel nicht mehr zeitgemäß. Wir haben bereits jetzt eine Überversorgung durch Lebensmittelmärkte vor Ort. Dementsprechend haben Umfragen der Stadtverwaltung Münster gezeigt, dass das Hafencenter bei den Bewohner:innen in unserem Viertel unerwünscht ist. Wir fordern stattdessen bezahlbaren Wohnraum, kleinteiligen Einzelhandel, Platz für Kultur und Soziales mit vielen Grünflächen.
Die geplanten Projekte Hafencenter/Osmo/Neuhafen müssen sich in die umliegenden Viertel einfügen. Sie dürfen nicht zu zusätzlichem Verkehr und somit zu einer Zunahme von Umweltverschmutzung (Lärm und Autoabgasen) führen. Wohnraum muss bezahlbar bleiben, insbesondere für Familien und Kleinverdiener:innen. Eine Verdrängung alteingesesser Bewohner:innen muss verhindert werden. Eine angepasste, vordefinierte Bauhöhe muss eingehalten werden.
2. Grünflächen
Hansa-Hafen und das Herz-Jesu-Viertel leiden darunter, dass es dort keine großflächigen Grünanlagen gibt. In einem der am dichtesten besiedelten Wohngebiete Münsters wächst die Bevölkerung stetig , aber Ausgleichsflächen sind nicht vorhanden. Im Süden Münsters befindet sich der Südpark, im Norden der Bürgerpark Nord, der Schlosspark und Aasee mit seinen Grünflächen bis hin zum Allwetterzoo bieten eine Erholungsfläche für die Bewohner des Westens unserer Stadt und die angrenzenden Gebiete der südwestlichen Innenstadt. Vergleichbares existiert in Münsters Osten (Hansa-Hafen und Herz-Jesu) nicht. Für uns Bewohner:innen von Hansa-Hafen und Herz-Jesu gibt es keinen Park, der eine auch nur annähernd so große Fläche zur Erholung bietet. Im Gegenteil, durch die Kanalerweiterung werden die einzigen vorhandenen Gebiete zur Freizeitgestaltung im Grünen – nicht nur für die Anwohner:innen – vernichtet. Eine entsprechende Kompensation dieser Flächen muss unbedingt vor Ort erfolgen. Dies auch vor dem Hintergrund des sich verschärfenden Klimawandels, der ein Leben im urbanen Raum zusehends, besonders in den Sommermonaten, unerträglich macht. Die Stadt Münster wird deshalb in absehbarer Zeit nicht umhinkommen, zusätzliche Grün- und Wasserflächen anzulegen. Es ist zudem darauf zu achten, dass ein großer Park bis hin zum Kanal auch als dringend benötigte Freiluftschneise für die Viertel und die Innenstadt dienen würde.
3. Verkehr
Noch immer stellt das hohe Verkehrsaufkommen eine der größten Belastungen für das Hansa-Hafen und Herz-Jesu-Viertel, und deren Bewohner:innen dar. Daher sind sämtliche Projekte die zu einer Zunahme des Verkehrs in diesem Bereich führen im Grundsatz falsch. Darunter sind auch großflächige vierspurige Erweiterungen der zuführenden Straßen zu verstehen. Sie führen zu einer weiteren Zunahme des motorisierten Verkehrs bis in unsere Viertel hinein. Die Stadt Münster muss deshalb beim Bund darauf drängen, dass die B51 in dieser Form nicht ausgebaut wird und dass vor allem nicht die am Straßenrand befindlichen Bäume gefällt werden.
Nach Jahren einer autogerechten Ausrichtung muss nun die Zeit einer auto-ungerechten Stadtplanung beginnen. Dies heißt konkret, dass der automobile Verkehr unattraktiver gemacht werden muss und Alternativen zum motorisierten Individualverkehr gefördert werden. Das kann durch einen kostenlosen öffentlichen Personennahverkehr, aber mindestens durch die Bevorzugung von Bus und Fahrrad geschehen. Als Beispiel sei die Umwandlung der Wolbecker Straße und des Hansaringes in Einbahnstraßen genannt. Die freiwerdenden Spuren sind dann jeweils dem ÖPNV und den Fahrrädern zu überlassen. So kann die Ringlinie auch wieder zu einer echten Ringlinie werden und den Hansaring befahren.
Bei allen zukünftigen Planungen, etwa für das Osmo-Gelände, ist auf ein autoarmes Konzept zu setzen. Fahrradstraßen müssen hierbei nicht eine Ausnahme sein, sondern zur Regel werden. Fahrradstraßen sollen, wie das Wort es bereits sagt, für Fahrradfahrer:innen da sein. Es muss ausreichend Platz bereitgestalte werden, so dass sich entgegenkommende Fahrräder inklusive Lastenräder gefahrlos begegnen können. Praktisch bedeutet dies, dass Autos z.B. auf der Schillerstraße nur im Schritttempo fahren dürften und die Benutzung nur den Anlieger:innen erlaubt sein sollte, um Ihre großvolumigen Erledigungen durchzuführen. Das Parken sollte auf Fahrradstraßen, also in unseren Vierteln auf der Schillerstraße, verboten werden. Das wird aber von den Anwohner:innen nur dann akzeptiert werden, wenn fußläufig alternative Parkmöglichkeiten für diejenigen unter ihnen, die auf ein Auto nicht verzichten können, angeboten werden. Eine Quartiersgarage, benutzbar mit dem Anliegerparkausweis auf dem Gelände des geplanten Hafencenters stellt eine gute Lösung dar.
4. Bürgerbeteiligung
Alle geplanten Maßnahmen müssen mit den Bürgern:innen diskutiert werden. Nur eine ernst gemeinte Bürgerbeteiligung wird dazu führen, dass Veränderungen von den Bewohner:innen unserer Viertel mitgetragen werden.
Alibiveranstaltungen wie Hafenratschlag / Hafendialog, die aus unserer Sicht nur von oben herab informieren und vermarkten wollen, was schon entschieden wurde, dürfen sich nicht wiederholen. Vorschläge der Bürger:innen müssen stattdessen ernst genommen und überprüfbar in die Entscheidungen einbezogen werden.
Platanenpower fordert deshalb:
- Keine Großprojekte gegen den Willen der Bewohner:innen. Dafür bezahlbarer Wohnraum, kleinteiliger Einzelhandel und Platz für Kultur und Soziales
- Mehr Grünflächen
- Weniger Autoverkehr in unseren Vierteln
- Echte Bürgerbeteiligung statt Alibiveranstaltungen